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Erfahrungsbericht Bewegungsanalyse

Von jetzt auf gleich fährt mir an einem Freitagnachmittag Anfang Dezember ein Hexenschuss in den unteren Rücken. Ich habe die ganze Woche ein leichtes Ziehen verspürt und beschließe, nach der Arbeit Yoga zu machen, um den Rücken zu entspannen. Hier geht dann wohl etwas schief, denn statt der erwünschten Entspannung breitet sich ein unangenehmes Stechen aus. Die Schmerzen werden unsäglich, so dass ich freiwillig zu den Ibophan greife, die ich in unserer Medizinschublade finde. Recht schnell muss ich feststellen, dass ich nur im Gehen oder Liegen kaum Schmerzen verspüre, während Sitzen immer unerträglicher wird. Noch am selben Nachmittag versuche ich, einen Termin beim Orthopäden zu bekommen. Die Praxis, die ich zuletzt besucht habe, bietet mir einen Termin für Januar 2022, die Sprechstundenhilfe teilt zudem mit, dass es derzeit keine offenen Sprechstunden gebe. Einerseits wegen Corona andererseits, weil die Praxis bereits jetzt voll ausgelastet sei.

Ein schneller Termin beim Orthopäden Dank App

Am Montagmorgen gehe ich daher zunächst zu meiner Hausärztin, die mir eine Überweisung zum Orthopäden sowie für ein MRT mitgibt und mich eine Woche krankschreibt. Sie bestärkt mich darin, weiter Schmerzmittel einzunehmen um gegen die Entzündung zu wirken und die Muskeln zur Entspannung zu bringen. Jegliche Art von Wärme sei ebenfalls zu empfehlen. Zu einem kurzfristigen Termin beim Orthopäden verhilft mir die Doctolib App. Unter dem Stichwort „Orthopäde“ werden mir kurzfristige Termine in meiner Nähe angezeigt, die ich direkt in der App buchen kann, bereits für Mittwoch Mittag.

Es ist ein junger Arzt, der mir wie auch die Hausärztin dazu rät, die Ibophan bis zu drei Mal am Tag weitere vierzehn Tage einzunehmen. Bewegen sofern möglich, ansonsten den unteren Rücken wärmen. Ich frage nach Physiotherapie, aber er verweist zu Recht darauf, dass ich mich ja gar nicht bewegen könne. Ein MRT hält er für überflüssig, da es ihm keine weiteren Erkenntnisse bringen werde. Er rät dazu, mir die Strahlenbelastung des MRTs zu sparen und ich bin hocherfreut, nicht in die Röhre zu müssen. Auf meine Frage, ob Schwimmen oder Yoga gut wären, gibt er mir keine pauschale Antwort, sondern verweist auf die Bewegungsanalyse. Mit dieser könne er ganz genau sagen, welche Muskeln trainiert werden müssen, um künftig dem Horror eines Hexenschusses vorzubeugen.

Es braucht Geduld, einen Hexenschuss loszuwerden

In dieser Woche komme ich abermals zu dem Schluss, dass die beste Krankheit nichts nützt. Ich bin krankgeschrieben und muss nicht arbeiten, kann aber wenig anderes tun als liegen und spazieren. In der darauffolgenden Woche spreche ich mit meiner Chefin. Eine weitere Woche Langeweile ertrage ich nicht, sieben Stunden sitzen kann ich aber immer noch nicht. Sie kommt mir entgegen. Wir vereinbaren, dass ich so lange arbeite, wie es geht bei vollem Stundenausgleich. Nach mehr als vierzehn Tagen lassen die Schmerzen nach, ich kann mir wieder ganz normal Socken anziehen und lasse die Tabletten weg. Zudem vereinbare ich einen Termin für die Bewegungsanalyse. Es handelt sich hierbei um ein neues 4D-Messverfahren. Man muss die Analyse zwar privat bezahlen, aber die Krankenkassen übernehmen einen Teil und mir graust es vor einem Rückfall.

Bewegungsanalyse Teil 1

Teil eins der Analyse besteht darin, dass ich auf einem Stuhl, der mich an eine Kraftstation aus dem Fitnessstudio erinnert, Platz nehme. Dieser misst nacheinander die Kraft in meinen Beinen, Armen, Rumpf und Schultern. Gemessen wird die Bewegung und Gegenbewegung, z.B. Schienenbeine gegen das Gewicht drücken und in der Gegenbewegung die Unterschenkel zum Gesäß drücken. Das Gerät bewegt sich kein Stück, obwohl ich mit all meiner Kraft die Übungen ausführe. Es ist etwas befremdlich, dass sich nichts bewegt, auf einem Monitor vor mir sehe ich jedoch Grafiken, deren Kurven sich bewegen.

Bewegungsanalyse Teil 2

Im zweiten Teil stehe ich in Unterwäsche auf einem Laufband für die Vermessung der Wirbelsäule. An Nacken, Rumpf und Becken hat der Orthopäde Sensorpunkte aufgeklebt. Er misst nun meinen Stand auf verschiedenen Untergründen, z.B. einer quadratischen Schaumstoffmatte, auf der ich nur sehr wackelig stehe, trotz aller Anstrengung mich nicht zu bewegen. Er klebt mir weitere Sensorpunkte auf die Beine und fordert mich auf, nun in meinem normalen Schritttempo auf dem Laufband zu gehen für die Video-Ganganalyse.

Bewegungsanalyse Auswertung

Danach ist die Untersuchung abgeschlossen und ich kann mich wieder anziehen. An seinem Monitor erklärt er mir wie es zu dem Hexenschuss kommen konnte. Meine Wirbelsäule hat eine Rechtskrümmung und mein Becken steht schief, wodurch die rechte Seite ständig mehr belastet wird als die Linke. Wir gehen die Werte und Grafiken nacheinander durch, zu jeder meiner Muskelschwächen erklärt er mir kurz eine Übung. Er empfiehlt mir Gleichgewichtsübungen, die Stärkung der Rumpfmuskeln und Übungen für das Becken. Solange ich mein Becken gerade halte, sollte es keinen Rückfall geben. Zum guten Schluss gibt er mir einen USB-Stick mit Übungen mit. Jetzt liegt es an mir, diese Übungen auch durchzuführen.

Aus der ganzen Sache habe ich Folgendes gelernt:

Was hilft bei einem Hexenschuss?

  • die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln (Zeitraum und Umfang der Einnahme unbedingt mit dem Arzt absprechen)

  • Heizkissen, Kirschkernkissen, Wärmepflaster

  • eine heiße Badewanne

  • langes Sitzen vermeiden

  • Bewegung sofern möglich

  • spazieren gehen

Was sind die Vorteile einer Bewegungsanalyse?

  • Keine Strahlenbelastung (Röntgen, MRT)

  • Ganzheitliche Betrachtungsweise des Bewegungsapparates

  • Schnelle und detaillierte Erkenntnisse über den eigenen Muskelaufbau für sich selbst und den behandelnden Arzt

  • gezielte Trainingsempfehlung