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Unser Garten-Projekt

Nach ungefähr einem Jahr Schufterei hatten wir den ehemaligen Getreidespeicher des Hofes erfolgreich in eine Dachgeschosswohnung verwandelt, so dass mein Umzug von Düsseldorf ins idyllische Ossum endlich stattfinden konnte. Die Parzelle, die wir als Garten angemietet haben, bot dagegen noch immer ein trauriges und wenig idyllisches Bild. Knapp 250 qm Schotterfläche, links von einer riesigen Bastard-Zypresse gesäumt und rechts von drei Obstbäumen sowie einem riesigen Kirschlorbeer. Soviel zur Ausgangssituation.

Die Planung

Wir machten uns an die Planung, wie der Garten später aussehen sollte und fertigten Zeichnungen an. Einig waren wir uns, dass es auf jeden Fall eine Terrasse und einen Gemüsegarten geben sollte, aber keine Rasenfläche. Mein Freund Ole wollte unbedingt einen Gartenteich und ich einen großen Hügel mit Blumen. Unser Nachbar, praktischerweise ein Landschaftsgärtner, riet dazu Sichtachsen zu schaffen, damit der Blick nicht alles auf einmal erfassen kann, was ihm langweilig erschien.

Zunächst beachteten wir den Sonneneinfall in unseren Garten. Direkt am Haus haben wir ab Mittag bereits Schatten, daher planten wir eine Terrasse direkt am Haus und eine kleinere Terrasse weiter nach hinten, damit wir nach Feierabend dort noch die Sonne genießen könnten. Die linke Seite des Gartens hat insgesamt mehr Sonne als die rechte, so entschieden wir das Gemüsebeet entsprechend links und den Teich rechts anzulegen.

Die Umsetzung

Da auf Schotter weder Blumen noch Gemüse oder Kräuter gedeihen, mussten wir als erstes viele Kubikmeter Schotter abtragen. Der Nachbar hatte dazu geraten mindestens 30cm, besser 50cm auszuheben. Das war eine harte, schweißtreibende Arbeit und der Schotterberg wuchs und wuchs. Einen Teil haben wir direkt genutzt, um meinen Hügel anzulegen und den Untergrund für die Terrassen auszugleichen, den größten Teil haben wir darauf verwendet, den Garten auf Straßenniveau anzuheben, damit uns das Wasser nicht in Strömen in den Garten läuft. Der Hof hat im hinteren Teil eine weitere Parzelle mit gutem Mutterboden, auf der Kamerun-Schafe weiden und wo wir uns glücklicherweise bedienen durften. Es waren hunderte Schubkarren, die wir gefahren haben, bis das Gemüsebeet angelegt war. Die ersten Bewohner waren meine Balkonpflanzen, Gartenkräuter, ein Lavendel und eine Hortensie, die ich bereits in Düsseldorf hatte. Von der freundlichen Nachbarin bekamen wir drei Zucchini-Pflanzen und ein paar Sonnenblumen. Das war der Bestand unseres Gemüsegartens im ersten Jahr, etwas spärlich, aber wir freuten uns über die ergiebige Zucchini-Ernte und riesig gewachsene Sonnenblumen, die mich schnell an Größe überholten und ca. 2,5m wurden. Die Stämme wurden so dick, dass wir sie Sonnenbäume nannten.

Bei unseren Ausgrabungen kamen eine Vielzahl an alten, wunderschönen Feldbrandsteinen ans Tageslicht, die wir sammelten, stapelten und viele Male um-stapelten. Sie standen irgendwie immer im Weg, bis wir auf die Idee kamen, daraus einen Weg durch den Garten zu pflastern. Aus den verbliebenen Steinen machten wir Beetbegrenzungen und ein kleines romantisches Mäuerchen. Eines Tages kam unser Nachbar vorbei und machte uns auf Steinplatten in Holzoptik aufmerksam, die zur Entsorgung in einem Container des zweiten Landschaftsgärtners auf dem Hof lagen. Bis auf kleinere Macken waren die Platten unversehrt. Es waren genügend Steinplatten, um daraus die kleine Terrasse zu machen. So hatten wir im ersten Jahr mit viel Arbeit, aber nahezu ohne finanziellen Aufwand einen guten Grundstock für unseren Garten fertig.

Hobbygärtner

Im zweiten Jahr zogen wir Tomaten, Paprika, Gurken, Kohlrabi, Sonnenblumen und Brokkoli in der Wohnung vor. Kapuzinerkresse, Möhren, Spinat, Rucola und Salat säten wir direkt ins Freiland. Die Vorzucht der Kohlrabi und Sonnenblumen war wenig erfolgreich, aber wir stellten bald fest, dass die Monster-Sonnenblumen aus dem Vorjahr sich selbst ausgesät hatten und die Kohlrabi, die wir direkt ins Beet pflanzten besser gediehen. Das galt auch für den Brokkoli. Ole baute ein Tomatenhaus, da Tomaten bekanntlich kein Wasser von oben mögen. Der Nachbar und ich belächelten es zunächst, da es mehr nach einer kleinen Bushaltestelle aussah. Aber die Tomaten dankten es ihm, nutzen die gesamte Höhe und bescherten uns eine reichliche Ernte. Überhaupt hatten wir in diesem Jahr viel Glück und alles wuchs und reifte prächtig, auch die „Sonnenbäume“.

Der Gartenteich war zwei Jahre einfach nur ein riesiges, karges Erdloch im rechten Teil des Gartens, bevor wir Zeit und Muße fanden daran weiterzuarbeiten. Dank Corona hatten wir dieses Frühjahr genügend Zeit und Geld, um auch diesen zu vollenden. Bei der Teichfolie haben wir auf ein Qualitätsprodukt von Naturagard gesetzt, damit wir möglichst lange Freude am Teich haben. Viele Pflanzen haben wir von anderen Teich-Besitzer geschenkt bekommen, einige wenige haben wir selber gekauft.

Der Mühen Lohn

Heute ist unser Garten fertig, so wie wir ihn ursprünglich geplant hatten. Wir haben sehr viel gelernt (u.a. dass Petersilie nach der Blüte giftig ist, von der Kapuzinerkresse alle Teile essbar sind und man aus Blüten und Blättern ein sehr leckeres Pesto machen kann) und bereits viel Freude an selbst gezogenem Gemüse gehabt. Dieses Jahr hatten wir eine unglaubliche Erdbeer-Ernte. Viele haben wir einfach so gegessen oder verschenkt, andere haben wir zu gesunden Erdbeer-Smoothies oder leckerer Marmelade verarbeitet. Wir verbringen zwar viel Zeit mit Unkraut-rupfen, Gießen, Garten-und Teichpflege, genießen aber auch viele (Sonnen-)Stunden in unserer wunderschönen kleinen Oase. Wir freuen uns über unsere Ernteerträge und beobachten fleißige Bienchen, durstige Insekten oder kleine Vögelchen, die sich im Teich waschen. In unserem großen Teich wohnen mittlerweile 12 Fische mit ihrem Nachwuchs und auch zwei Frösche, die ihren Weg dorthin ganz allein gefunden haben und mit ihrem Gequake die Nachbarschaft erfreuen, oder vom Schlafen abhalten.

Zum guten Schluss sei noch gesagt, dass kein gekauftes Gemüse auch nur annähernd so gut schmeckt, wie das aus dem eigenen Garten.