Gedanken ordnen

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6 Schritte zur Problemlösung - Denkhüte

In manchen Situationen fällt es mir schwer, mich zu entscheiden. Oder ich bin sogar noch auf der Suche nach Lösungswegen für ein Problem. Die Methode der 6 Denkhüte ist dabei eine große Hilfestellung. Ich wende sie an, wenn ich unentschlossen bin oder das Gefühl habe, nicht alle Aspekte berücksichtigt zu haben. Die verschiedenen Blickwinkel fügen sich nach Durchführung der Übung zu einem umfassenden Überblick zusammen.

Als Beispiel dienen soll hier meine Option, auf eine neue Stelle zu wechseln. Der mir angebotene Job befand sich außerhalb meiner bisherigen Komfortzone, es handelte sich um ein für mich neues Themengebiet. Ich wusste, dass ich in meinem bisherigen Bereich gut war, demgegenüber hatte ich wenig Vorstellung von der neuen Aufgabe.

Die Denkhüte Methode eignet sich aber nicht nur für die großen Themen, sondern ist auch für die Probleme des Alltags wunderbar anwendbar.

Die 6 Denkhüte nach de Bono

Die Methode der 6 Denkhüte, auch „6-Hüte Methode“ oder im Englischen „Six Thinking Hats“ genannt, wurde im Jahr 1986 von dem Kognitionswissenschaftler und Psychologen Edward de Bono entwickelt. Der Name „Denkhüte“ mutet etwas sonderbar an, verbildlicht jedoch am besten, worum es geht. Mit jedem der 6 Hüte soll eine andere Rolle eingenommen werden. Nacheinander wird mit einem Denkhut in den Farben weiß, rot, schwarz, gelb, grün und blau das Thema aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.

Bei Durchführung der Methode ist es am einfachsten, sich das Aufsetzen der verschiedenen Hüte ganz konkret vorzustellen. Mir hilft es darüber hinaus, in meiner Vorstellung nicht nur verschiedenfarbige Hüte zu verwenden, sondern die komplette Szenerie in die jeweilige Farbe zu tauchen. Den weißen Hut setze ich in einer nebligen, schneebedeckten Berglandschaft auf. Ist der gelbe Hut an der Reihe, wird alles in ein sonniges Licht getaucht und die Wolken am Horizont eröffnen neue Möglichkeiten. So kann ich mir auch die der Farbe zugehörigen Sichtweisen besser einprägen.

Analyse – weiß

Der weiße Hut steht für die logische Herangehensweise, die Analyse der Situation. Hier werden sämtliche Informationen und Fakten zusammengetragen. Da hierdurch der Sachverhalt eingegrenzt und das Problem genau beschrieben wird, ist es sinnvoll, mit diesem Denkhut zu beginnen.

In Bezug auf mein Jobangebot kamen erst einmal alle Eckdaten auf den Tisch. Wann soll der Wechsel stattfinden, welche Kriterien sind erforderlich, mein bisheriges Arbeitsumfeld zu verlassen, wie viel Sicherheit bietet mir die neue Option, was verdiene ich?

Emotionen – rot

Mit dem roten Hut können alle Emotionen eingebracht werden, positive wie negative. Welche Gefühle kommen bei dem Gedanken an das Thema auf? Dabei sollte auch die Intuition berücksichtigt werden und ein Bauchgefühl, das unterschwellig etwas zu dem Problem zu sagen hat.

Hier blickte ich auf meine eigenen Emotionen zu einem möglichen Jobwechsel. Als kleine Übung stellte ich mir vor, wie es mir gehen würde, wenn ich die neue Stelle annehmen würde. Was löst das in mir aus, welche Ängste, welche Hoffnungen kommen hoch? Andersherum versetzte ich mich intensiv in die Vorstellung, dass ich ablehne und horchte in mich hinein, wie es mir damit geht.

Risiken – schwarz

Nun ist der schwarze Hut an der Reihe und mit ihm sollte alle Kritik, Zweifel, Hürden und Risiken auf den Tisch kommen. Alles, was schiefgehen könnte, darf einmal betrachtet und den kritischen, pessimistischen oder zweifelnden Stimmen Raum gegeben werden.

Was würden meine größten Kritiker zu dem Vorhaben sagen, eine neue Stelle anzunehmen, von der ich gar nicht so genau weiß, was mich erwartet? Außerdem stellte ich mir das Worst-Case-Szenario vor, was passieren würde, wenn alles, wirklich alles, schief laufen würde. Wo würde ich dann nach einem Jahr stehen?

Chancen – gelb

Zum Glück wird es mit dem gelben Hut dann wieder fröhlicher. In dieser Phase kann die ideale Zielerreichung ausgemalt werden. Welche Chancen und Optionen bestehen auf dem Weg zur Lösung des Problems, wenn alles 100%ig ideal verläuft? Alle Vorteile sollten in dieser Phase eingebracht werden.

Hier stellte ich mir also genau die umgekehrte Frage. Was wäre, wenn alles super laufen würde, Chefin und Kollegen nett sind, die Aufgabe herausfordernd, aber machbar, das Arbeitsumfeld vor Kreativität sprudelnd? Wo könnte ich nach einem Jahr stehen?

Kreativität – grün

Mit dem grünen Hut ist es an der Zeit, kreativen Ansätzen freien Lauf zu lassen. Unter diesem Hut können auch neue Alternativen entwickelt werden. Das Problem sollte aus einer ganz verrückten, unkonventionellen Sicht betrachtet werden.

In diesem Teil der Denkhüte-Methode nehme ich auch gerne Impulse meiner Familie und Freunde auf. Auch, wenn ich der Meinung bin, dass ein neuer Job in erster Linie mir gefallen muss, hat dieser neue Input von außen mich noch einmal auf neue Ideen gebracht.

Struktur - blau

Mit dem blauen Hut folgt die Strukturierung des Themas und damit auch ein Gesamtüberblick über die bisherigen Lösungsansätze. Alle Erkenntnisse aus dem Tragen der anderen Hüte können hier sortiert und miteinander verknüpft werden. In diesem letzten Abschnitt sollte dann auch das Ergebnis unter Abwägung sämtlicher Einzelelemente gefunden werden.

Für die Entscheidung über den neuen Job zeigte sich, dass eine Sortierung der verschiedenen Aspekte zu einer durchdachten Problemlösung geführt hat. Meine Gedanken drehten sich nicht mehr ständig im Kreis. Es fühlte sich richtig gut an, allen Punkten Raum zu geben und festzustellen, welche davon für mich im Fokus waren.

Fazit

Wenn das nächste Mal eine Entscheidung ansteht, probiere es doch einmal mit der 6 Denkhüte-Methode. Die Gedanken im Kopf werden danach auf jeden Fall strukturierter sein und die Problemlösung hoffentlich klar vor Dir liegen.

Die neue Stelle habe ich übrigens angenommen. Bereut habe ich es zu keinem Zeitpunkt, was natürlich von vielen äußeren Faktoren abhängt, aber vielleicht auch ein wenig daran gelegen hat, dass ich die für mich richtige Entscheidung entwickelt habe.