Wandersteine
Es ist Sommer 2020 als unser Kroatienurlaub, wie so viele geplante Urlaube von Freunden und Kollegen gleichermaßen, platzt. Die Vorfreude habe ich mir nach dem ersten Lockdown im März nahezu gespart, eine winzig kleine Hoffnung jedoch erhalten und gleichzeitig arbeiten wir an Plan-B. Drei Wochen vor Abflug wird Kroatien als Corona-Risikogebiet deklariert. Wir könnten noch fliegen, aber es gibt vor Ort viele Einschränkungen und nach Rückkehr drohen zwei Wochen Quarantäne. Der Gedanke in ein beengtes Flugzeug zu steigen und stundenlang den Aerosolen der anderen Fluggäste ausgesetzt zu sein erschreckt mich ebenso, wie vor Ort auf einer Insel festzustecken, weil der Fährverkehr eingestellt wurde. Wir kommen zu dem Schluss, dass es ratsamer und vernünftiger ist, sich ins Auto zu setzen und in good old Germany zu bleiben.
Wir tauschen schweren Herzens den Spätsommer in Kroatien mit Sonne, Strand und Meer gegen die Seen-Platte in Mecklenburg Vorpommern. Da soll es ja schließlich auch sehr schön sein!
Die Ferienwohnung in Silz, nahe des Fleesensees ist schnell gefunden und gebucht. Nach gut sieben Stunden erreichen wir den kleinen Ort und beziehen unser Heim für die nächste Woche. Wir gehen wandern, besichtigen wunderschöne Herrenhäuser und mieten ein Motorboot, um bei strahlendem Sonneschein über den Plauer See zu shippern. Anders als bei uns in NRW, ist der Lärm der Autobahnen hier abgestellt. MeckPomm entschleunigt und überzeugt uns durch die schöne Landschaft und Ruhe.
Mein allererster Stein-Fund
Auf unserer Wanderung am Fleesensee finde ich unverhofft im Gras nahe des Ufers einen Stein mit einem indisch anmutenden Elefanten darauf gemalt. Ich hebe ihn hoch und finde auf der Rückseite einen Hinweis auf eine Facebook Gruppe sowie die Bitte den Fund dort zu posten. Ich verspüre eine fast schon kindhafte Freude, diesen Stein gefunden zu haben, beinahe so als hätte ich einen Schatz geborgen!
Ich nehme den Stein mit, stelle fest dass eine Anmeldung in der Gruppe nötig ist, um den Fund zu posten und melde mich nach kurzem Zögern in der Gruppe an. Die Aufnahme erfolgt umgehend, so dass ich meinen Fund dort mitteilen kann. Postwendend kommt ein glückliches Danke von der Frau zurück, die den Stein bemalt und ausgelegt hat und ich freute mich umsomehr. Ich habe meinen ersten Wanderstein gefunden, ohne überhaupt Kenntnis von deren Existenz gehabt zu haben.
In der Wanderstein-Grupppe gibt es Alben zu den jeweiligen Monaten, in denen die Steine aufgefunden wurden, es gibt unglaublich kreative und kunstvolle Motive, humorvolle Sprüche, lustige Challenges und wohlwollende Kommentare zu den Werken anderer Steinmaler.
Kurz nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub bemale ich meinen ersten Stein. Es ist ein kleiner grüner Glückswichtel mit roter Zipfelmütze, den ich im nahegelegenden Wald auslege. Da ich den Weg durch den Wald recht häufig gehe, weiß ich ein paar Tage später, dass mein Stein gefunden wurde. Ich muss zugeben, ich verbringe immer mal wieder Zeit damit die Alben in der Gruppe durchzusehen, ob meine Steine gepostet worden sind. Es wird in der Gruppe angenommen, dass nur 10-15% der ausgelegten Steine ihren Weg auf die Facebookseite finden. Ich lasse mich davon nicht beirren und bemale weiter Steine, denn es macht Spass.
Ein neues Hobby: sammeln, bemalen und “auswildern”
Mittlerweile habe ich ca. 20 Steine bemalt und auf unseren Wanderungen ausgelegt. Tatsächlich habe ich in einem Album einen davon wiedergefunden und mich riesig darüber gefreut!
Es gibt viele schöne Aspekte bei den Wandersteinen. Da ist zum einen der kreative Prozess und zum anderen die Freude. Die Freude, die der Finder empfinden mag, wenn er wie ich zufällig auf einen dieser Steine stößt, die eigene Freude, die ein Post des eigenen Steins mit sich bringt, aber auch die Freude über Lob und freundliche Worte in der Gruppe.
Ich empfehle die Augen bei Spaziergängen oder Wanderungen offen zu halten oder es gleich selbst mit dem Bemalen und Auslegen zu versuchen.