Gedanken ordnen

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Reset-Knopf Urlaub und neu Sortieren

Ein Sommerurlaub in Zeiten von Corona ist in der Planung durchaus herausfordernd. Wir haben uns letztendlich entschieden, nicht fliegen zu wollen und haben bewusst Österreich als Reiseziel gewählt, wo wir bequem mit dem Auto hinfahren können. Der zweite Teil unserer Reise wird uns zurück nach Deutschland zum wunderschönen Eibsee, ganz in der Nähe von Garmisch Partenkirchen, führen.

Für die Station in Österreich haben wir uns einen kleinen Traum verwirklicht und unseren Aufenthalt im Dachsteinkönig gebucht, ein Familux Resort und nach eigenen Angaben das innovativste Familienhotel Europas. Der Vorteil eines Kinderhotels liegt für Eltern auf der Hand: man muss sich beim Abendessen nicht peinlich berührt fühlen, wenn es etwas laut und chaotisch zugeht, es gibt jede Menge Spaß und Actionprogramme für die Kids und mein Mann und ich haben auch mal Zeit, in Ruhe ein Buch zu lesen. Außerdem gibt es Tipps und Ausflüge für die ganze Familie frei Haus, ein Gewinn für alle Familienmitglieder also. Im Dachsteinkönig haben wir hinsichtlich Design, Komfort und Erholungsangeboten ein wirklich atemberaubendes Angebot angetroffen. Alle Erwartungen aufgrund der Bilder und Berichte im Internet wurden erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen.

Verantwortungen abgeben

Das Allerschönste ist aber: ich habe viel weniger Verantwortung als zu Hause! Ich muss nicht entscheiden, was ich zum Abendessen koche, denn es wird jeden Tag lecker und abwechslungsreich für uns gekocht. Hier stehen leider Entspannung und Bikini-Figur in einem diametralen Verhältnis zueinander, aber letztere ist ja zum Glück nicht Gegenstand dieses Blogartikels.

Der Tagesablauf ist soweit vorgegeben, dass ein Abstecher zu viert ins Schwimmbad auf jeden Fall darin vorkommt. Alles andere kann nach Wetterlage und Stimmung spontan entschieden werden.

Wenn das Wetter es zulässt, machen wir einen Ausflug in die Natur. Ganz in der Nähe liegt der Gosausee, den wir an einem wunderschönen sonnigen Tag besucht haben. Wir hatten das Glück, direkt bei unserer Ankunft eines der kleinen roten Elektroboote zu ergattern. Die Fahrt mit diesem Boot ist denkbar einfach, unsere 9-jährige Tochter konnte es steuern und wir genossen es, bei strahlendem Sonnenschein über den See zu gleiten und den wundervollen Ausblick auf die Berge zu genießen.

Bei Regenwetter finden wir auch drinnen jede Menge Freizeitaktivitäten. So haben wir zu viert gekegelt, unzählige Partien Airhockey gespielt und der Kinderclub lockt mit vielen tollen Bastelaktivitäten. In der Woche unseres Aufenthaltes gab es auch ein Fußballcamp und unsere zwei Mädels haben sich beim vormittäglichen Training gegen die anderen teilnehmenden Jungs behauptet. Sie sind absolute Freizeitspieler, aber beim Abschlussturnier war jedes Kind ein Sieger und es gab Medaillen, Fotos und Urkunden für alle.

Einmal auf Reset gedrückt

Das Reduzieren von Verantwortlichkeiten und Aufgaben führt unmittelbar zu einer angenehmen Ruhe in meinem Kopf. Es ist wie ein tiefes Durchatmen und Herausfiltern der grundlegenden Essenzen.

Nehme ich das Handy in die Hand, um noch einmal meine Mails zu checken? Wie wichtig ist mir das jetzt wirklich? Viel schöner ist es, gemeinsam ein Spiel zu spielen oder einfach nur auf die Berge zu schauen. Je mehr ich einzelne Handlungen hinterfrage, umso deutlicher spüre ich, wie angenehm die Konzentration auf das Wesentliche ist.

Dieses Sortiert-Sein führt einerseits dazu, dass ich einzelne Momente besser genießen kann. Es ist einfach mal nicht so, dass ich parallel noch tausend andere Dinge in der Spur halten muss.

Gedanken in der Leere

Dieser neu entstandene Freiraum und die Ruhe im Außen bringen gleichzeitig viele unsortierte Gedanken zutage. Über die Familie, die Corona-Zeit, die Zukunft. Ganz so, als wollten viele einzelne Themen sich nach vorne drängeln, um doch endlich mal von mir zu Ende gedacht werden zu können.

Neu sortieren

Während ich im Arbeitsumfeld recht gut sortiert bin und meine Zeitplanung und Priorisierung der Aufgaben im Griff habe, kommt es mir im Privaten oft so vor, als würden 1000 Themen gleichzeitig auf mich einprasseln. Nachmittagsprogramm mit den Kindern, Haushalt, Essensplanung, Sonderaktivitäten, alles will organisiert sein und ich fühle mich der Verantwortung ein ums andere mal nicht gewachsen. Da ich der Meinung bin, dass es einen strukturierten Ansatz zur Lösung geben muss, beschäftige ich mich sehr gerne mit dem Thema Zeitmanagement, dies war ja auch schon Thema hier im Blog. In diesem Urlaub habe ich „Getting Things Done“ von David Allen angefangen und bereits einige nützliche Erkenntnisse mitgenommen.

Und so kann ich die Auszeit nutzen, meine Gedanken ein wenig zu ordnen und auf dem aktuellen Stand der Ruhe neu aufzubauen.

Ein gutes Informationsmanagementsystem, ob analog oder digital, ist laut David Allen der Schlüssel zum Erfolg. Er schlägt folgendes Vorgehen vor, um eine entspannte Kontrolle über die Informationsvielfalt zu gewinnen:

  • Sammlung aller Themen, to-dos und Informationen an einem Ort, so dass ich sicher sein kann, darauf regelmäßig zuzugreifen.

  • Nützliche Informationen für später speichern, so geht mir nichts verloren und mein Kopf kann das Thema ausblenden.

  • Festlegen des nächsten Schrittes gibt mir das Gefühl von Kontrolle. Die nächste Aktion steht fest, alle weiteren Schritte muss ich in meinen Gedanken nicht weiter durchwälzen.

  • Regelmäßige Reviews sind notwendig, um das System zu etablieren und die Informationen nicht in einem großen, unstrukturierten Aufgabenberg verschwinden zu lassen.

Als grundlegendes System für meine To-do und Informationssammlung nutze ich Notion. Es ist ein kostenloses Online Tool und ersetzt problemlos jedes digitale Notizen-Sytem, das ich bisher hatte. Dort habe ich bereits meine eigene Struktur geschaffen, eine Inbox für alle Themen, die mir in den Sinn kommen, erstellt und einzelne Projekte definiert. Zu Notion an dieser Stelle noch weiter ins Detail zu gehen, würde den Rahmen dieses Artikels und meines Urlaubs sprengen, hierzu plane ich noch einen gesonderten Blogartikel.

Das Ziel der beschriebenen vier Punkte ist es, Projekte und Situationen klar zu erfassen und zu kontrollieren, um sie aus dem Kopf zu kriegen, ständiges Grübeln und Überfordertsein zu vermeiden und keine potentiell nützliche Idee zu verlieren. Dieser Ansatz gefällt mir sehr gut, da Stress bei mir sehr oft daher rührt, dass sehr viele Dinge gleichzeitig passieren. Im Job gibt es offene Baustellen, die Kids bringen am Nachmittag ihre Wünsche und Planungen ein, ich möchte mich am Abend mit meinem Mann austauschen und der Haushalt und sonstige Familienaktivitäten wollen auch zusammengehalten werden.

Meine einzelnen kleinen to-dos und Merkpunkte dadurch in den Griff zu kriegen, dass ich sie in meine Struktur in Notion einpflegen und die Themen damit raus aus meinem Kopf bekommen kann, klingt sinnvoll. Oft ist abends im Bett genau das mein Problem, mein Kopf kann nicht zur Ruhe kommen, weil ich das Gefühl habe, Dinge vergessen oder unerledigt gelassen zu haben. Wenn aber die nächste Aktion für die einzelnen Projekte definiert ist und es außerdem einen digitalen Ort gibt, an dem ich alle meine Gedanken „abladen kann“, gibt es abends im Bett auch nichts mehr zu grübeln.

Ob diese Planungen zum Erfolg führen, kann ich aktuell noch nicht sagen. Aber in jedem Fall fühlt es sich gut an, einen Plan und eine Struktur zu haben, wenn das Chaos des Alltags wieder losgeht.