Die Zukunft der Kreativität

Gedanken zum Buch „2030: Wie viel Mensch verträgt die Zukunft?“ von Sven Gábor Jánszky und Lothar Abicht

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Wer würde nicht gerne eine Zeitreise unternehmen um zu sehen, wie es in der Zukunft so aussieht, wie wir leben, arbeiten und denken werden?  Mit dem Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky ist das möglich. Als Leiter des - wie er selbst schreibt - „größten Zukunftsforschungsinstituts Europas“ weiß er, was uns im Jahr 2030 erwartet und gemeinsam mit Prof. Dr. Lothar Abicht hat er die spannendsten Erkenntnisse in ein Buch gepackt. Dieses liest sich fast wie ein Science-Fiction Roman, an manchen Stellen ist es kaum vorstellbar, was wir in den nächsten Jahren als selbstverständlich hinnehmen werden. 

Dieser kleine Blick durch das Schlüsselloch der Zeit hat mich sehr begeistert und mich vor allem wieder mit freudiger Erwartung auf die Zukunft blicken lassen. In den letzten Monaten erschien mir der Ausblick auf die nächsten Jahre doch eher düster. Von Gesprächen mit Freunden weiß ich, dass es ihnen ähnlich ergeht. Durchgerüttelt von der Corana-Krise und Naturkatastrophen, Fragen zur weltpolitischen Lage und zum Klimawandel vor der Brust, stecken wir voller Ungewissheit, welche Auswirkungen sich auf unsere Gesundheit, die Wirtschaft und unser soziales Umfeld ergeben werden. 

Nicht so Sven Gábor Jánszky und Lothar Abicht! Die Autoren haben ein klares Bild vor Augen und schaffen es, ihren Optimismus zum Thema Zukunft überspringen zu lassen! 

Beim Lesen habe ich mich immer wieder gefragt, welche Auswirkungen die technologischen Entwicklungen auf unsere Kreativität haben werden. Was können wir erwarten, welche neuen Geschäftsmodelle werden sich ergeben und worauf müssen wir vorbereitet sein? Werden wir überhaupt noch kreatives Arbeiten benötigen, wenn doch Roboter vieles für uns übernehmen können?

Exponentielle Steigerung

Unsere Welt entwickelt sich rasant weiter. Das Tempo der technischen Entwicklungen lässt sich mit „Moore’s law“ sehr gut veranschaulichen. Danach verdoppelt sich die Leistungsfähigkeit von Computern und technischen Geräten etwa alle 18 Monate. Immer wieder erstaunlich ist es, sich dieses Prinzip zu verdeutlichen und hier möchte ich gerne das Beispiel der Autoren aufführen:

schachbrett-reis

Stelle Dir ein Schachbrett vor: acht mal acht Felder, insgesamt 64. Jetzt legst Du auf das erste Feld ein Reiskorn und auf das nächste jeweils die doppelte Anzahl … wie viele Reiskörner liegen dann auf Feld 64? Nimm Dir ruhig einen Moment Zeit, das Ergebnis zu schätzen. Ich wette, dass Du trotzdem immer noch weit von dem tatsächlichen Ergebnis entfernt warst. Es sind nämlich unvorstellbare neun Trillionen Reiskörner!

Dadurch, dass sich die Menge der verfügbaren Informationen exponentiell steigert, muss sich auch der Zugang zur Kreativität verändern. Es kommt nicht mehr darauf an, möglichst viel zu wissen. Vielmehr wird es immer bedeutender werden, Informationen miteinander zu verknüpfen und neue Zusammenhänge zu erschaffen.

„Creativity is just combining things“, hat auch schon Steve Jobs erkannt.

Personalisierte Kreativität

Für kreatives Wirken jeglicher Art wird es mehr denn je darauf ankommen, den Kunden individualisierte Lösungen anzubieten. Dafür werden in der ein oder anderen Form personalisierte Daten genutzt werden. So ist es möglich, genau das zu erschaffen, was tatsächlich gefragt ist. 

Im kreativen Bereich des Schreibens kennen wir dieses Phänomen heute schon. Search Engine Optimization (SEO) ermöglicht es dem findigen Blog-Schreiber, mit ein wenig Recherche seine Beiträge so zu optimieren, dass sie bei einer Google Suche höherrangiger gelistet und damit besser gefunden werden. Viele Autoren beziehen also auch heute schon in ihre Kreativität den Wunsch des Kunden ein, indem sie die zu einem Thema häufig gesuchten Begriffe in ihre Arbeit einbauen.

Mit der zukünftigen umfangreichen Nutzung von Blockchain wird die Verarbeitung von Daten noch viel umfassender möglich sein und somit auch die Erkenntnisse über die Vorlieben und Ziele des Einzelnen. Mit der Blockchain Technologie können viele Datensätze miteinander verknüpft werden und so lassen sich alle Transaktionsprozesse einer Wertschöpfungskette vorherbestimmen. Dies wird dazu führen, dass unsere Roboter immer intelligenter werden und an vielen Stellen unsere eigenen kreativen Überlegungen und Tätigkeiten obsolet machen werden.

Grenzen der Kreativität

Die greifbarsten und größten Veränderungen werden wir in den nächsten Jahren womöglich im Bereich der Mobilität sehen. Selbstfahrende Autos gibt es ja bereits, hier ist der Sprung in die Selbstverständlichkeit dieser Autos auf unseren Straßen zum Greifen nah. Was in meiner Jugend noch absolut unvorstellbar war und mir dementsprechend wie ein Science-Fiction Film vorkommt, wird bald schon Realität sein. Autos, die ohne Lenkrad auskommen und in denen der Fahrgast Essen, Schlafen, Arbeiten oder Spielen kann, sind schon aufregend! Das gleiche gilt für 3D-Drucker. Neben Nahrungsmitteln wird es auch möglich sein, Organe in einem 3D-Drucker herzustellen. Bereits heute schon ist es der Wissenschaft gelungen, ein eigenständiges, schlagendes Herz zu erstellen. Bislang wurde es allerdings noch nicht einem Menschen implantiert.

Zukunftsbild

Viele weitere Beispiele finden sich im Buch „2030: Wie viel Mensch verträgt die Zukunft?“. All diese selbstfahrenden Autos, Roboter und Technologien machen es möglich, dass der Kreativität immer mehr Freiräume zur Verfügung stehen. Erforderliche Materialien werden flexible und kurzfristig erreichbar sein und der Austausch mit anderen Personen immer einfacher.

In dem Buch zeigen Jánszky und Abicht sogar auf, dass womöglich Verfahren zur Steigerung der geistigen Fähigkeiten und Erhöhung der Kreativität für Einzelpersonen und weite Bevölkerungsteile verfügbar sein werden. Wenn man sich anschaut, welche Popularität in der heutigen Zeit dem Thema Superfoods zugesprochen wird, gehe ich auch davon aus, dass die Entwicklungen in den nächsten 10 Jahren weit voranschreiten werden. Jegliche Beeinflussung des Gehirns scheint in der Neurobiologie aber schwer greifbar zu sein, so dass ich mich hier nicht Spekulationen zu Auswirkungen auf unseren Umgang mit Kreativität hingeben möchte.

Kreative Veränderung

Die Welt ist im Wandel und das mehr denn je. Obwohl die Kreativität im Buch nicht das Thema ist, wurde mir doch an vielen Stellen deutlich, dass alte Routinen und automatisierte Denkmuster aufgebrochen werden müssen. Für mich ist Kreativität dabei ein entscheidender Schlüssel. Grenzen, die wir unserer eigenen Kreativität im Kopf gesetzt habe, weil wir glauben, dass etwas zu schwer, zu weit, zu groß oder unmöglich ist, müssen wir daher auflösen. 

Die Digitalisierung wird zwar dazu führen, dass uns Computer und künstliche Intelligenzen jede Art von Informationen, Berechnungen und Entscheidungshilfen vorlegen werden. Die wahre Überlegenheit des Menschen wird jedoch darin liegen, trotz der unendlichen Wahlmöglichkeiten mit eigenen, kreativen Gedankengängen und Prozessen die richtigen Entscheidungen umzusetzen. Es wird nicht mehr darauf ankommen, möglichst viel Wissen zu haben, sondern die verfügbaren Informationen auf Basis eigener Erfahrungen zu nutzen.

Zu lernen, wie ein kreativer Schaffensprozess abläuft und Dinge neu entstehen zu lassen, indem wir ein Bild malen, musizieren oder einen Text auf ein weißes Blatt Papier bringen, wird also wichtiger denn je werden. 

Nach den Autoren des Buches wird jeder von uns im Jahr 2030 mehrere Coaches haben. Für die Karriere, Finanzen, Sport, Gesundheit, Beauty, Rhetorik, mentales Training, Erziehungsfragen. Mit einem modernen Netzwerk verschiedener Spezialisten werden wir im Jahr 2030 unseren individuellen Marktwert steigern. Ich wünsche mir, dass dabei auch ein Kreativitätscoach ganz oben auf der Liste steht. Für diesen Beruf würde ich mich im Jahr 2030 begeistern können.

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