Das Geheimnis ausgeglichener Mütter - Rezension

Als Mutter erfolgreich, gesund und lebensbejahend statt machtlos und gestresst

Welche Mutter kennt es nicht, das Gefühl, ausgepowert zu sein, den ganzen Tag kleine bis mittelschwere Probleme zu lösen und doch irgendwie nie ans Ziel zu kommen. Das Buch “Das Geheimnis ausgeglichener Mütter”* von Dr. Karella Easwaran, Kinderärztin mit eigener Praxis, verspricht eine Lösung für diesen Zustand. Als Mutter stabil und ausgeglichen sein und Gesundheit, Glück und Erfolg genießen - das klingt doch wunderbar vielversprechend!

Vollzeitjob Mutter

Mutter sein bedeutet viel Freude, aber auch viel Stress. An dieser Stelle möchte ich nicht jammern oder mich beschweren über meine eigene Situation, ich bin sehr gerne Mutter. Zudem ist es in der heutigen Zeit öfter denn je der Fall, dass wir Unterstützung vom Partner bekommen und Job und Umfeld uns unter die Arme greifen. Für all dies bin ich sehr dankbar. Dennoch liegt die “Geschäftsführung”, die Organisation der Tagesabläufe, der Gesamtzusammenhalt bei mir als Mutter. Ich bin es, die Schul-Termine im Kopf (bzw. in der Kalenderorganisation) hat, Arzttermine ausmacht, Fahrgemeinschaften koordiniert, Essenspläne für die Woche aufstellt und den ganzen Tag für jede noch so kleine Fragestellung zur Verfügung steht. Dabei handelt es sich nicht etwa nur um vorübergehende Belastungspitzen sondern um einen Dauerzustand.

Zuallererst hat es sehr gut getan, dass Dr. Karella Easwaran festhält, dass es allen Müttern ähnlich ergeht. Das Lesen des Buches fühlt sich an wie ein Gespräch von Frau zu Frau, in dem Sorgen und Bedenken geteilt werden können. Sich verstanden zu fühlen war ein sehr guter Einstieg und stellte bei mir den Wunsch ein, mehr zu erfahren und natürlich vor allem einen möglichen Lösungsweg aufgezeigt zu bekommen.

Belastungsfaktor Stress

Der erste praktische Ansatz der Autorin beruht darauf, das eigene Denken und Handeln zu verstehen, um beides dann vorteilhaft verändern zu können. Dazu geht sie zunächst auf verschiedene Stressfaktoren ein, die zu einer erhöhten Belastung der Mütter in der heutigen Zeit führen können.

Wir haben es schon geahnt - unser Schlaf spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle! Gestörte Tiefschlafphasen lösen Stress aus und chronischer Schlafmangel kann schnell zu ernsten Gesundheitsproblemen führen. Als zusätzlicher Faktor kommt hinzu, dass wir häufiger als früher berufstätig sind und unser Familienleben dem Zeitdruck von außerschulischen Hobbys, Sportveranstaltungen und einer immer schnelllebigeren Gesellschaft unterliegt.

Große Erschöpfung scheint bei Müttern als “normal” eingestuft zu werden. Erholungspausen und Auszeiten vom Alltag fehlen und nicht allzu selten sind große Traurigkeit, chronische Gereiztheit oder Schlafstörungen die Folgen.

Lösungsweg

Es gibt keine Medizin, die gegen Stress verschrieben werden kann. Nur die massiven Auswirkungen unserer Belastung können - oft viel zu spät - therapiert werden. Dies ist dann aber lediglich eine Behandlung der Symptome, nicht aber der Ursachen der Erschöpfung und kann naturgemäß nicht zu einer dauerhaften Lösung des Problems beitragen.

Es ist vielmehr unser Umgang mit Stress, bei dem wir vorbeugend aktiv werden können. Unser Leben ist nun einmal geprägt davon, dass Dinge schief laufen und Herausforderungen sich in unseren Weg stellen. Wie es die Autorin ausdrückt:

“Wir können die Höhe der Welle nur wahrnehmen, nicht beeinflussen. So hängt die Frage, ob wir glücklich sind, nicht nur von dem ab, was uns zustößt, sondern von unserer eigenen Bewertung der Ereignisse.”

Das Buch liefert mit der Beneficial Thinking Methode Übungen und Anwendungsschritte, unser Denken und Handeln in emotional belastenden Situationen vorteilhaft zu verändern. Und diese Mind - Body Medizin kann nicht nur uns Müttern, sondern auch der gesamten Familie zu einem entspannteren Lebensstil verhelfen.

Beneficial Thinking

Die von Dr. Easwaran verfolgte Beneficial Thinking Methode beschäftigt sich damit, wie unser Gehirn ankommende Informationen verarbeitet und interpretiert. Stress sollte nach der Autorin am besten dort bekämpft werden, wo er entsteht - in unserem Kopf. Wir sollen in ein positives, vorwärtsgewandtes Denken kommen und unvorteilhafte Gedanken durch vorteilhafte ersetzen und neu ordnen. Dabei geht es um eine allgemein positive Grundhaltung und offene Herangehensweise an schwierige Situationen.

Das Beneficial Thinking Haus

Besonders anschaulich ist die Erläuterung von Dr. Karella Easwaran auf Basis des von ihr entwickelten Bildes eines Benefical Thinking Hauses, welches die Funktionsweise unseres Gehirns abbildet. In diesem Haus wohnt unser “Ich” und sie beschreibt es wie folgt:

  1. Kellergeschoss

    Der Keller unseres Hauses steht für den Hirnstamm, er sichert unbewusst unser Überleben und steuert überlebenswichtige Funktionen sowie auch unseren Kampf- und Fluchtinstinkt. Der Keller hat keine Fenster, hier ist man auf Informationen “von oben” angewiesen. Zudem wohnt hier nach dem Bild der Autorin ein wachsam lauerndes, reißerisches Krokodil. Dieses ist für die Ausschüttung von Adrenalin und Kortisol im Körper verantwortlich, es lauert auf Gefahren und Stresssituationen und ist jederzeit bereit, gnadenlos zuzuschnappen.

  2. Erdgeschoss

    Im Erdgeschoss des Beneficial Thinking Hauses gibt es - stellvertretend für das Mittelhirn - drei Bewohner: Madame Amy, als Repräsentantin der Amygdala, eine Dame, die am Fenster des Erdgeschosses Ausschau hält und für die Verarbeitung und Bewertung unserer Sinnesorgane zuständig ist; das Seepferdchen, als wörtliche Übersetzung des Hippokampus, welches unser Gedächtnis beherbergt; die Glücksfee, die den Zimmergarten des Hauses in wunderschöne Farben taucht und Glücks-, Motivtions- und Bindungshormone hervorruft.

  3. Dachgeschoss

    Unser Großhirn liegt in der Darstellung der Autorin im Dachgeschoss des Hauses. Dort wohnt die Ingenieurin, die zuständig ist für Koordination, Logik, Planung und Sprache und damit für unsere Ziele und die Umsetzung von Plänen. Die Ingenieurin bewerkstelligt die ihr gestellten Aufgaben rational, ohne Gefühle und Emotionen und sorgt damit für Erfolge.

Wie in jedem Haus befindet sich im Erdgeschoss die “Schaltzentrale”, dort kommen Informationen an und werden von den Erdgeschossbewohnern empfangen. Nach Madame Amys Bewertung mit Unterstützung durch das Seepferdchen werden neue “Gäste” entweder als Gefahr eingestuft und in den Keller geschickt oder ins Dachgeschoss zur Ingenieurin gegeben.

In unserem Haus gibt es als Besonderheit keine Treppen, nur einen Aufzug. Dieser Aufzug kann nur in eine Richtung fahren. Sobald dieser von Madame Amy mit den entsprechenden Informationen entweder Richtung Keller oder in Richtung Dachgeschoss geschickt wurde, lässt er sich bis zum Erreichen der Etage nicht aufhalten.

Wenn Madame Amy also entspannt ist, geht sie neue Situationen mit dem planvollem Tatendrang der Ingenieurin an. Diese kann dann in die logische Umsetzung gehen und sich überlegen, welche Schritte erforderlich sind, um ans Ziel zu gelangen. Sieht Madame Amy aber Gefahr, schickt sie Alarmmeldungen an unser Krokodil im Keller, damit wir kämpfen oder fliehen können. Bei Fällen, die Madame Amy nicht so recht einordnen kann, hilft ihr das Seepferdchen mit unseren Erinnerungen. Das Seepferdchen hat nicht immer recht, aber vor allem Gefahrensituationen merkt es sich sehr gut.

Wenn wir auf diese Weise unser Gehirn mit seinen Reaktionen und seinem Verhalten näher verstanden und in ein anschauliches Bild gebracht haben, können wir steuernd in die Geschehnisse eingreifen. Die Flexibilität unseres Gehirns besteht darin, dass unsere Nervenbahnen Handlungen und Abläufe zu Gewohnheiten zusammenfassen. Wenn wir eine bestehende, negative Gewohnheit lösen wollen, können wir dies am besten mit unserer Ingenieurin umsetzen. Je öfter diese anstelle des Krokodils tätig wird, desto öfter finden wir entspannte und überlegte Entscheidungen für stressige Alltagssituationen.

Flexibel Reagieren

All die unvorhergesehenen Momente unseres Alltags, umgeschubste Gläser, geschlossene Kitas, Nörgeleien beim Essen oder auch nur eine rote Ampel, wenn wir unser Kind schnell irgendwo hinbringen wollen, können als stressauslösende Informationen Madame Amy dazu anregen, eine Situation als Gefahr einzuschätzen. Ist das Krokodil erst einmal geweckt, reagieren wir unangemessen und ohne nachzudenken, sind sauer und frustriert, ungeduldig, meckern, schimpfen und drohen. Es gibt Streit mit den Kindern, dem Partner und überhaupt jedem, der uns über den Weg läuft. Oft verlieren wir unsere Fassung und ärgern uns dann später darüber, dass wir nicht lockerer reagieren konnten. Gerade am Abend, nach einem langen Tag voller Besonnenheit und all den vielen kleinen unerwarteten Ereignissen, die uns höchste Aufmerksamkeit abverlangen, ist dies besonders schwer.

Das Bild des Beneficial Thinking Hauses hilft dabei, uns solche Stressauslöser und unsere - Madame Amys - Reaktion darauf bewusst zu machen. Wenn Madame Amy den ganzen Tag damit beschäftigt war, Situationen zu bewerten und den Aufzug nach unten zu schicken, sind wir besonders anfällig. Mit Beneficial Thinking können wir üben, anders auf diese Art von Informationen zu reagieren. Mit Sorgen und Stress schaden wir uns selbst, ohne eine Lösung für unser Problem zu finden. Wenn wir es aber schaffen, den Schalter umzulegen, können wir rational und entspannt mit der Ingenieurin agieren. Wenn wir dafür ausgeruht und entspannt sind, können wir einen neuen, positiven Kreislauf in Gang setzen.

Nach Lesen des Buches stelle ich mir tatsächlich oft bildlich vor, wie Madame Amy gerade im Wohnzimmer steht und entscheidet, ob sie den Aufzug nach unten oder oben schicken soll. Dann denke ich an die Ingenieurin und versuche, meine Madame Amy davon zu überzeugen, dass jene für die weitere Bekümmern dieser Situation verantwortlich sein sollte. Das Konstrukt des Beneficial Thinking Hauses ist dabei so hilfreich, da es in einfacher und bildlicher Weise hilft, sich die eigenen Reize und Switch-Momente bewusst zu machen. Auch gibt Dr. Karella Easwaran einige praktische Übungen an die Hand.

Gegenseitige Unterstützung

Was mir ebenfalls sehr positiv in Erinnerung geblieben ist, ist der Aufruf der Autorin zu mehr gegenseitiger Unterstützung von Müttern untereinander und innerhalb der gesamten Familie. Die Autorin betont, dass ein gesellschaftlicher Zusammenhalt wichtig ist für die notwendige Entspannung der Mutter. Ein funktionierendes Umfeld führt zu Verständnis und Empathie für die Aufgaben des Elternseins. Über das Schaffen eines sozialen Netzwerkes können Mütter Verantwortung abgeben und sich mehr auf ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familie konzentrieren.

Dieses Element der gesellschaftlichen Beziehungen in das Buch aufzunehmen finde ich sehr gelungen. Es ist wohl für keine Mutter einfach, Probleme nur für sich alleine, ohne Einbeziehung eines sozialen Umfelds, zu lösen. Wir sollten uns daher immer wieder in Erinnerung rufen, wie wichtig eine gegenseitige Unterstützung oder auch nur ein offenes Ohr sind. Vor allem als Mutter gegenüber anderen Müttern!

Fazit

Das Thema des Beneficial Thinking wird von Dr. Karella Easwaran in einer sehr bildlichen Sprache dargestellt, ohne jedoch oberflächlich zu sein. Vor allem das Beneficial Thinking Haus bleibt mir besonders in Erinnerung. Mir ist klar geworden, die Art und Weise, wie Madame Amy und das Seepferdchen ankommende Informationen bewerten, beeinflusst meine innere Einstellung erheblich. Dinge so oft wie möglich positiv aufzufassen und sie optimistisch anzugehen, führt dazu, dass ich Situationen meistern kann, ohne in Stress oder Panik zu verfallen. Es gelingt mir in vielen kritischen Situationen, das Bild meines Krokodils im Keller hervorzurufen. Damit kann ich mir bewusst machen, dass ich lieber mit meiner Ingenieurin im Dachgeschoss kommunizieren will, anstatt den Fahrstuhl in den Keller zu nehmen.

Löst das Buch all meine Probleme eines stressigen Alltags? Nein, das nicht, aber es hilft mir an vielen Stellen durchaus, mit Hindernissen und Stolpersteinen gelassener umgehen zu können. Und wenn ich feststelle, dass mein Krokodil wohl wieder einmal überreagiert hat, kann ich es einfacher wieder in den Keller verfrachten und zum Weiterschlafen überreden. Wer sich also einer allgemein postieren Grundeinstellung trotz aller Tücken des Mutterdaseins nähern will, dem sei das Buch “Das Geheimnis ausgeglichener Mütter”* von Dr. Karella Easwaran wärmstens ans Herz gelegt!


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